Das Projekt befindet sich direkt neben einen Bahnhof, der circa alle 15 Minuten befahren wird. Somit ist das Projekt sozusagen an, beziehungsweise auf den Gleisen.
Der Name “La Viaja del Anden” bedeute auf Deutsch „Die Alte der Gleise“. Früher gab es eine Frau an derselben Stelle, die Essen für die Straßenkinder ausgab. Dann verschwand sie allerdings und einige Studenten dachten sich, dass sie die Arbeit, der Alten an den Gleisen, fortführen sollten. Und somit ist die Alte im Name “La Viaja del Anden” verewigt.Wir sind pünktlich um 12 Uhr angekommen – aber es war natürlich noch keiner da. So langsam kamen dann die ersten Kids, die beschäftigt werden wollten. Jan, einer der ehemaligen Freiwilligen, hat nach einer kurzen Unterhaltung, vier Fäden herausgezogen und ein Bändchen geflochten. Die Kids waren schwer begeistert!
So langsam erreichten auch die Betreuer das Projekt und schlossen den Bus, der von der Europäischen Union und der Argentischen Regierung gestiftet wurden, auf und so wurde uns der Zugang zum Fußball ermöglicht.
Dann wurde erst einmal Fußball gespielt. Die Jungs sind echt so gut wie alle, bis auf wenige Ausnahmen, von Fußball begeistert und jeder steht zu seinem eigenen Verein. Als Tor dienten uns zwei Steine. Der Platz wurde von den Gleisen, einen kleinen Abwasserkanal und einen “Weg”, der zum Bahnhof führt, begrenzt. Der Untergrund war alles andere als eben und von Rasen ist erst gar nicht zu sprechen. Scherben und Steine kann man auch auf den Platz finden. Trotz allem war das Fußballspiel sehr lustig und die Jungs waren mit voller Begeisterung dabei. Einige von ihnen sind sehr gut und spielten mich mit Leichtigkeit aus.
Danach wurden Kekse und Milch ausgegeben. Kinder und Betreuer saßen zusammen auf den Gleisen und redeten über alltägliche Dinge. Dabei war es für mich sehr schwer die Kinder zu verstehen, da sie sehr schnell und undeutlich sprechen.
Nach dem Essen, wurde noch einmal Fußball gespielt. Aber diesmal auf einen Platz, der circa 300 Meter vom Projekt entfernt liegt, und sich in einen etwas besseren Zustand befindet: Zwar wieder neben den Gleisen, aber diesmal mit einen teilweise vorhanden Rasen und sogar Toren.
Nach dem Fußballspiel, wurde in der Gruppen mit den Kindern über die Militärdiktatur, die nicht in der Schule gelehrt wird, geredet. Man bearbeitet Fragen, wie “Wofür haben die Leute dort gekämpft?”.
Zum Schluss gab es noch ein Abendessen für alle: Reis mit Brot und sogar eine Torte mit Dulce de Leche, da ein Mädchen aus dem Projekt 15 Jahre alt wurde.
Ich wurde eigentlich recht gut im Projekt aufgenommen, sowohl bei den Betreuern, als auch bei den Kindern.
Ungefähr zehn Kinder wollten von mir Huckepack genommen werden und durch die Luft musste ich auch den ein oder anderen schleudern. Am Ende wollten alle noch mehr habe, obwohl ich total ausgepowert war. Somit habe ich mich einfach zu Boden fallen lassen und alle Kinder sind direkt auf mich gesprungen.
Danach beschimpfte mich ein Kind mit “Tu es feo”, was so viel wie “Du bist hässlich” heißt. Damit wollte es natürlich erreichen, dass ich es vorfolge und durch die Luft wirbele, was ich dann auch getan hab. Am Ende wollten auch die anderen Kinder durch die Luft gewirbelt werden und somit standen ungefähr zehn Kinder um mich herum und schrien zu mir “tu es feo”. Und dann gab es natürlich noch die drei Kids, die ständig versuchten auf meinen Rücken zu hüpfen. Irgendwann haben mich dann die anderen Betreuer “gerettet”.
Und zum Schluss noch ein paar Details zum Projekt:
Der Bus, der gespendet wurde, funktioniert leider nicht. Somit sind keine Ausflüge möglich. Die Infrastruktur im Allgemeinen ist sehr schlecht, beziehungsweise erst gar nicht vorhanden. Wasser wird zum Beispiel von einer “Gastwirtschaft”, die eine Blechhütte an den Bahngleisen ist, geholt. Dort betrinken sich sehr viele Männer schon während des Tages.
Die Projektmitarbeiter sind einigermaßen gut organisiert. Trotzdem läuft alles ein bisschen chaotisch ab. Zum Beispiel kommen die meisten sehr unpünktlich. Alle arbeiten auf freiwilliger Basis und sind mit Herz und Seele bei der Sache. Eigentlich sind immer sechs oder mehr von ihnen da.
Im Sommer kommen bis zu 30 Kinder zum Projekt. Manchmal sind aber auch nur 9 da.
Die Kinder kommen fast alle aus der näheren Gegend des Projektes und haben alle eine Familie.
Nach der Projektarbeit gibt es viele reunions (Treffen), auf denen viel geredet wird, aber nichts dabei herauskommt. Alle Betreuer sind sehr links, so dass es meist zu keiner Entscheidungen kommt.
Im Großen und Ganzen bin ich sehr mit dem Projekt zufrieden
Lieber Herr Wagner,
Ich bin auf der Suche nach einem Sozialprojekt in Buenos Aires und das Projekt La viaja del anden hört sich sehr interessant an. Allerdings wörde ich nur 2-3 Monate dort arbeiten wollen, wäre das möglich?
Freundliche Grüße und einen guten Rutsch wünscht,
Gabriel Sieglerschmidt