Zweiter Erfahrungsbericht

Januar 18th, 2007
Ich habe die erste Rundmail mit meinen Erahrungsbericht herumgeschickt. Wer ihn noch nicht bekommen hat, kann ihn hier einsehen.In meiner sechzehntätigen Arbeitsphase versuchte ich alle Erfahrungen, Erlebnisse und Impressionen meines bisherigen Lebens und meiner Arbeit in den Sozialprojekten Che Pibe und la Vieja del Anden aufzuschreiben. Ich habe mir wirklich sehr viel Mühe gegeben und dabei sind achtzehn durchaus interessante Seiten herausgekommen.Wer meinen Erfarhungsbericht regelmaessig bekommen moechte, der kann mir eine kurze Email schreiben: patrick.wagner (at) wi-ev.de. Es wäre nett, wenn man den Erfahrungsbericht ausdrucken koennte und an Interesierte weitergibt.Stimmen zum zweiten Erfahrungsbericht:

„Ich hab gerade in Deinem zweiten Erfahrungsbericht gelesen: sehr gut geschrieben und sehr informativ.“ (Willy Brandstetter)

„Auch gratulation zu deinem 2. bericht, er ist wirklich gut geworden…..hat mich ganz schön mitgenommen, was du so berichtest, obwohl ich ja einiges davon eig selbst schon gesehen oder erzählt bekommen habe…….“ (Jan Eisenstein)

„danke für Ihren tollen Bericht! Klasse geschrieben, einfühlsam- Sie könnten ein Buch schreiben.“ (Peter Gickelhorn – St. Kilian Apotheke)

„hab grad deinen Bericht gelesen. Sehr gut und weiter so.“ (Christian Hensel, Wise e.V. Freiwilliger in der Schweiz)

Feliz cumple Isabell!

Januar 14th, 2007

Gestern, am 13.01.2007, hatte unsere Vermieterin, Isabell, Geburtstag. Deswegen schenkten Julian W., mein Mitfreiwilliger, und ich ihr vierzehn Musikalben. Die Covers wurden von mir selbst gestaltet.

DSC_2411w.jpg

Am Abend gab es dann eine Feier auf der wir alle möglichen Köstlichkeiten essen und vor allem viel Bier trinken konnten. Am Ende gab es eine kleine Music Session mit meinen Gitarrenlehrer, Dante, einen Keyborder und einen Sänger, der auch noch Mundharmonika spielte.

Alles in allem ein gelungener und schöner Abend. Und nach der Feier betrug unsere Rückreise gerade einmal zehn Meter

Fiesta de los egresados

Januar 10th, 2007

Um die Abgänger des Kindergartens gebührend zu feiern, veranstaltete Che Pibe eine große Abschlussfeier zu der auch alle Eltern eingeladen waren. Schon den ganzen Tag wurden im Projekt Vorbereitungen getroffen. Ich half bei der Dekorierung und dem Aufbau mit, um für einen gelungenen Abend zu sorgen.

Zuerst liefen die egresados (Abgänger) auf den Fußballplatz von Che Pibe ein. Sie trugen die argentinische Flagge, sowie die bunte Flagge der indíginas (ursprüngliche Einwohner Argentiniens). Dort wurden sie klatschend von den Eltern empfangen. Danach wurde von allen die argentinische Nationalhymne gesungen. Als nächster Punkt stand die Verleihung der Diplome auf dem Programmplan. Am Ende bekamen die Kinder noch alle ihre malerischen Arbeiten in einen von den Kindergärtnerinnen kunstvoll verzierten Umschlag.

Alles in allem war es eine gelungene Feier, es wurden viele Ansprachen gehalten und alle Kinder gingen mit strahlenden Gesichtern nach Hause, mit den Diplomen und Mappen unter ihren Armen.

Für mich wirkte die ganze Szene sehr surreal. Der Fußballplatz von Che Pibe war in dem Moment der Feier wie eine heile Welt. Alle feierten, waren glücklich und freuten sich über den Abschluss der Kinder. Dennoch herrschte außen die harte Realität des Villas (Ghettos) Fioritos vor. Für mich stellte dies krasse Gegensätze dar.

IMG_5807_w.jpg  IMG_5813_w.jpg  IMG_5822_w.jpg  IMG_5843_w.jpg

Die Kindergärtnerinen:

IMG_5857_w.jpg

Ausflug mit dem Kindergarten

Januar 10th, 2007

Mein Mitfreiwilliger, Julian W., und ich durften die egresados des sala amarilla (gelber Saal) des Kindergarten Che Bebé (Hallo Baby) auf ihren Abschlussausflug begleiten. Egresados (Abgänger) sind die fünfjährigen Jungs und Mädels, die dieses Jahr den Kindergarten beenden und darauf in das casa de nino (Kinderhaus) wechseln werden. Die Gruppe bestand insgesamt aus 16 Kindern.

IMG_5536_w.jpg

Zuerst ging es auf einen plaza (Spielplatz), wo sich alle so richtig am Karussell, dem Klettergerüst und der Schaukel austoben konnten. Darauf fuhr die Gruppe mit den Che Pibe Bus in den Parque de Lomas (Park von Lomas). Wir veranstalteten unter anderen eine Schnitzeljagd mit den Kindern. Diese hatten einen Zettel mit einen Hinweise, wo sich der nächste Zettel auf dem Gelände befindet. Alle waren sehr begeistert bei der Sache und man konnte sie gar nicht mehr bremsen: Die Jungs und Mädels rannten ausgelassen im ganzen Park herum um den nächsten Hinweis zu finden. Am Ende gab es dann einen großen Schatz für die Gewinner, der natürlich brüderlich geteilt wurde

Danach stärkten wir uns erst einmal mit Schnitzelsandwiche, um genug Energie für die folgende Wasserschlacht zu finden.

IMG_5604_w.jpg

Am Ende kamen alle sehr müde, aber glücklich nach Hause. An diesen Tag erfuhr ich auch, wie anstrengend es sein kann, einen Tag auf kleine Kinder aufzupassen, mit ihnen zu spielen und sie auf der Schaukel oder dem Karussell anzuschubsen.

IMG_5570_w.jpg IMG_5581_w.jpg IMG_5591_w.jpg IMG_5625_w.jpg IMG_5637_w.jpg

Abschlussfahrt nach Embalse, Cordoba

Dezember 12th, 2006

Die Jugendlichen aus meinen Projekt, die dieses Jahr die siebenstufige Primeria abschließen werden, machten mit der Schule zusammen eine viertägige Abschlussfahrt nach Embalse in Cordoba. Insgesamt umfasste die Gruppe neun Betreuer und 42 Kinder. Wir waren in einen rießigen Komplex, der sieben Hotels, ein Museum, zwei große Schwimmbecken und einen Aussichtsturm umfasst und in einen riesigen grünen Park lag, untergebracht. Dieser staatliche Komplex wurde in den 50ern Jahre mit der Unterstützung von Evita Peron errichtet. Die Kinder mussten somit nicht für die anfallenden Kosten aufkommen.

Das Betreuerteam:

DSC_1968.jpg

Die Kids:

DSC_1965.jpg

Wir fuhren zehn Stunden mit dem Bus von Che Pibe nach Embalse. Dabei passierten wir die scheinbar unendliche Pampa, die durch vereinzelte, kleine, verschlafene Dörfchen zersprenkelt wird. Der Kontrast zu Buenos Aires ist unglaublich.

Landschaften der Region von Cordoba:

DSC_1871.jpg DSC_1876.jpg DSC_1878.jpg DSC_1879.jpg DSC_1882.jpg DSC_1884.jpg DSC_2003.jpg DSC_1975.jpg DSC_1983.jpg

Der Ferienkomplex war direkt an einen großen Stausee gelegen, was uns ein unglaublich schönes Panorama bescherte: Ein still daher liegender See, dahinter durch den Nebel milchig verschwommene grüne Berge.

Aussichten von unseren Hotelgelaende:

DSC_2014.jpg DSC_1832.jpg DSC_1789.jpg DSC_1801.jpg DSC_1804.jpg DSC_2037.jpg DSC_2073.jpg

Wir unternahmen zwei Exkursionen zu nahe liegenden Flüssen. Einer von diesen war ein wunderschön gelegener Gebirgsbach, der viele kleine Stromschnellen aufwies.

DSC_1937.jpg DSC_1926.jpg DSC_1911.jpg DSC_1907.jpg DSC_1904.jpg DSC_1899.jpg DSC_1836.jpg DSC_1845.jpg DSC_1847.jpg DSC_1852.jpg DSC_1855.jpg DSC_1833.jpg

Außerdem besuchten wir das einzige Che Guevara Museum in Alta Gracia. Es war im Haus, in dem Che Guevara 12 Jahre lang lebte, untergebracht. Irgendwie war es doch ein bizarres Gefühl in dem Haus zu sein, das Che bewohnt hatte, aber auch an derselben Stelle zu stehen, an der Fidel Castro Anfang 2006 stand. Im Zuge eines Treffens aller Mittel- und Südamerikanischen Länder in Buenos Aires, besuchte Fidel das Museum, um es offiziell einzuweihen.

Das Motorrad, mit dem Che seine Reise durch Südamerika gemacht hat, wie es im Film diario de un motocicleta dargestellt ist:

DSC_1972.jpg

Am Ende besuchten wir noch die Stadt Embalse und eine kleine Alfajone Fabrik. Alfajones sind Süßigkeiten: Zwei Biskuitscheibchen, die mit Schokolade oder Puderzucker überzogen sind und zwischen denen Dulce De Leche (Karamellartige Paste) oder Marmelade liegt.

DSC_2066.jpg

Ansonsten konnten wir die übrige Zeit an den wunderschönen See verbringen, der ja direkt neben unseren Hotel lag.

Durch diesen Urlaub konnte ich die andere Seite von Argentinien kennen lernen: Das weite, unendliche Land. Durch diese wunderschönen Erfahrungen kann ich sagen, dass ich sehr gerne mehr davon sehen möchte.

Mein Lieblingsbild:

DSC_1875.jpg

Fotos von Buenos Aires

Dezember 3rd, 2006

Am letzten Freitag, bin ich dazu gekommen einige Fotos von Buenos Aires machen.
Diese moechte ich hier mit all meinen Lesern teilen.

In der naechsten Woche werde ich nichts von mir hoeren lassen, da ich die Projektkinder auf eine Fahrt nach Cordoba begleite.

DSC_1671.jpg DSC_1678.jpg DSC_1681.jpg DSC_1686.jpg DSC_1702.jpg DSC_1703.jpg DSC_1734.jpg DSC_1747.jpg DSC_1759.jpg DSC_1764.jpg DSC_1772.jpg

Feilz cumple Che Pibe! Che Pibe wird 19 Jahe alt

November 30th, 2006

Heute, am 30.11.2006, wurde mein Projekt Che Pibe 19 Jahre alt.

Aus diesem Grund möchte ich ein Special anbieten: Ein kurzer Abriss der Geschicht von Che Pibe:

Anfang 1987: Vorbereitungen für einen Faschingsumzug in Fiorito wurden getroffen, der dann auch während des Faschings ausgeführt wurde.

30. November 1987: Che Pibe wurde inoffiziel gegründet.

28. Juni 1988: Che Pibe wurde offiziel vom Staat als soziale Organisation anerkannt.

1988: Zusammenarbeit mit der Regierung, die eine Unterstützung des Projektes zusagte.

1989: Che Pibe ist der Organisation Chicos del Pueblo (Kinder vom Volk) begetreten.

1990: Wurde der erste Bus für Che Pibe gekauft.

1991: Das casa de joven wird auf einen neu gekauften Terrain in der nähe des ursprünglichen Gebäudes (heute: casa de nino) gebaut. Dort werden nun zahlreiche Workshops angeboten.

1997: Die Bäckerei wurde gebaut, die unter anderem mit modernen Geräten ausgestattet ist.

1997: Che Pibe ist der Organisation CTA (central de los trabajadores argentinos) beigetreten.

1998: Auf dem casa de joven wird ein Aufbau realisiert.

1998: Che Pibe nimmt zum ersten Mal an einer nationalen Marcha (Marsch) teil. Sie marschierten von Rosario nach Buenos Aires und protestierten für die Rechte des Lebens.

1999: Che Pibe nahm an einer Marcha von La Plata nach Buenos Aires teil. Sie protestierten für eine bessere Bildung. Auch nahm Che Pibe an eine dreijährige Demonstration vor dem Kongress teil.

2000: Das heutige Hauptgebäude wird mit Hilfe der Unterstützung der europäischen Union gebaut.

2000: Che Pibe nahm an einer großen Marcha, von der CTA organisiert, teil. Diesmal ging es wieder von Rosario nach Buenos Aires

2001: Für die Rechte des Lebens wurde von Juy Juy nach Buenos Aires marschiert. Die Marcha dauerte 19 Tage.

2003: Der Aufbau des casa de joven wird mit Hilfe einer Österreicherin erweitert.

2005: Diego Maradona, der in Fiorito geboren ist, schenkt Che Pibe einen sehr modernen großen Bus.

2006: Die zwei Freiwilligen Julian W. und Patrick Wagner erreichen Che Pibe. Ein historischer Moment in der Geschichte von Che Pibe.

Diese Fakten wurden mündlich von mir in Erfahrung gebracht und ins Deutsche übersetzt.

Que sea Murga? Was bedeutet Murga?

November 29th, 2006

Die Arbeiterpartei CTA – central de los trabajadores argentinos (Zentrale der argentinischen Arbeiter) und die nationale Bewegung chicos del pueblo (Jungs vom Volk) werden aktiv von meinen Sozialprojekt Che Pibe unterstützt. Diese beiden Organisationen setzten sich aktiv für soziale Gerechtigkeit, vor allem für Kinder und Arbeiter, ein. Ihre Leitsprüche sind unter anderem „El hambre es un crime“ (Der Hunger ist ein Verbrechen,) und „Ni un pibe menos“ (Kein Kind weniger).

Und genau diese beiden Organisationen veranstalteten am letzten Dienstag eine Murga an einen zentralen Knotenpunkt in der Nähe von Che Pibe. Bei einer Murga wird Musik mit verschiedenen Trommeln gemacht und Kinder tanzen dazu einstudierte Tänze. Der Sinn einer Murga ist es auf die Veranstaltenten Organisationen, dessen Programm und vor allem auf die soziale Ungerechtigkeit, die es in Argentinien gibt, hinzuweisen.

Und genau an so eine Murga nahm Che Pibe teil. Und da ja Freiwillige universal Einsetzbar sind, war es meine Aufgabe, diese Aktion dokumentarisch festzuhalten. Die geschossenen Bilder möchte ich gerne mit meinen Lesern teilen.

Übrigens hat letzte Woche Che Pibe an eine Marcha (Marsch) teilgenommen. Hierbei vereinten sich viele verschiedene Organisationen zu einen vier Block langen Zug (ca. 500 Meter) um gegen die Soziale Ungerechtigkeit zu protestieren. Da ich aktiv mitprotestierte war es mir leider nicht möglich Fotos von diesem Spektakel zu machen.

DSC_1584.jpg DSC_1585.jpg DSC_1588.jpg DSC_1597.jpg DSC_1598.jpg DSC_1603.jpg DSC_1608.jpg DSC_1613.jpg DSC_1621.jpg DSC_1631.jpg DSC_1632.jpg DSC_1636.jpg DSC_1644.jpg

Zehn Gründe…

November 24th, 2006

…wieso meine Kids aus dem casa de Joven nicht zur Schule gehen konnten:

Sie hatten keine Lust.

Sie waren zu müde.

Ihre Schuhe waren kaputt.

Sie hatten keine Schuhe.

Sie mussten auf ihren kleinen Bruder aufpassen.

Sie mussten für ihre Mutter Gemüse kaufen.

Es regnete.

Es war zu heiß.

Die Brücke zum Capital war gesperrt.

Die Metro fuhr nicht (es wären vier Blocks zum Laufen).

Das sind Gründe, die ich nicht erfunden habe. Vielmehr war ich live dabei, als die Jugendlichen diese zu Alejandra, meiner Chefin, sagten.

Wenn die Kids nicht zur Schule gehen, bekommen sie kein Essen oder dürfen nicht an den Aktivitäten teilnehmen.

Weitere Impressionen aus Che Pibe

November 17th, 2006

Diesmal kann ich leider keine Fotos zeigen. Dennoch möchte ich einige Informationen teilen, welche die soziale Realität des Villa Fiorito näher bringen. Villa Fiorito ist sozusagen ein Ghetto, „wie es im Buche steht“: Kaputte Straßen, kleine marode Häuser, überall Müll, Unmengen an Straßenhunde, Kriminalität, Drogen, große Arbeitslosigkeit und die daraus folgende Armut.
Alkohol

Letzte Woche ist bei uns im Projekt ein Junge verschwunden, weswegen die örtliche Polizei ins Projekt kam und nach ihm suchte. Nachdem er das ganze Wochenende über verschwunden war, ist er am Dienstag wieder bei seiner Oma aufgetaucht. Er ist von seiner anderen Oma geflohen, da sie, wie sich später herausstellte, ein Problem mit Alkohol hat. Am kommenden Montag wird das Gericht entscheiden, wo der Jung in Zukunft wohnen wird.

Mir wurde erzählt, dass es oft in den Familien Problemen mit Alkohol und Gewalt gibt. Bis jetzt ist mir aber nur dieser eine Fall bekannt.

Sexualität

Jeden Dienstag gibt es im Projekt eine Gesprächsrunde für die Kids aus casa de joven mit einer Psychologin, bei der vor allem über das Thema Sexualität geredet wird. Hierbei kommen manchmal sehr gute Gespräche zustande. Manchmal aber eben auch nicht und die Kids machen nur Scheiße und können sich nicht konzentrieren.

Letzen Dienstag sprachen wir zum Beispiel über eine Sache, die ich nicht begreifen konnte. Ich bin mir aber sicher, dass ich da nicht der einzige bin: Denn die Tatsache, dass fast alle meiner Kids, die zwischen 15 und 18 Jahre alt sind, regelmäßig in die puteria (Puff) gehen und sich dort für 25 Peso (circa 7€) für eine halbe Stunde vergnügen, war für mich doch etwas überraschend.

In einen Gespräch mit der Psychologin stellt sich heraus, dass dieses Verhalten in Villas, wie Fiorito, ganz normal sei. Hier sparen die Jungs ihr Geld und gehen dann gemeinsam in die puteria um das erste Mal Sex zu haben. Und für einen Macho gehört sich das ja auch, oft Sex zu haben.

Cartoneros

Als Cartoneros werden die Leute bezeichnet, die im Capital (= Innenstadt von Buenos Aires) jede Nacht den Müll nach Papier, Glas und Dosen durchwühlen. Für Dosen bekommt man am meisten Geld. Ein Kilo Papier kann zum Beispiel für 0,70 Peso, was etwa 0,19 € entspricht, verkauft werden. Somit verdienen zwei Personen, die gemeinsam sammeln, pro Woche etwa 100 – 150 Peso (26 € – 40 €).

Um in das Capital zu kommen, fahren die Cartoneros mit Sonderzügen, falls es sie gibt. Da es in Fiorito aber keine Zuganbindung an das Capital gibt, fahren die cartoneros immer mit einem großen Lastwagen in die Stadt. Jeden Tag um fünf Uhr fährt beispielsweise immer ein großer Lastwagen an Che Pibe vorbei, der wie ein Taxi, die Cartoneros des Villas einsammelt. Eines Tages, als ich vom Projekt heimkam, sah ich diesen uralten Laster an der Straße vorbeifahren: Er war total groß, mit hohen Seitenwänden und einen großen Anhänger. Auf dem Laster waren circa dreißig Cartoneros und jede Menge kleine Wagen, auf denen sie die „Kostbarkeiten“ aufladen. Die Leute standen weit über der Straße, an den Seitenwänden des LKW und blickten mir ernster Miene in die Ferne.

Für mich war es ein Schock, dass auch einige meiner Kids auf diesen Laster waren: Im Projekt sind die Kids so fröhlich, lachen, malen und spielen Fußball. Deswegen konnte ich es mir nicht vorstellen, dass sie im Müll wühlen müssen, um sich ernähren zu können.

Meine Naivität wurde eines bessern belehrt.