Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Sportplatz um die dortigen Workshops zu besuchen. Ich war zuerst im Theater Workshop von Nacho und danach trainierte ich meine Jonglage Künste im Workshop von Karl. Hier verbesserte ich meine Jonglier- und Devilstickskünste. Danach hatte ich die Wahl zwischen einem weiteren Theater Workshop oder einem Akrobatik Workshop. Hierbei entschied ich mich für das Theater.
Als weiterer Tagespunkt stand eine kurze Essensberatung auf dem Tagesplan, die zum Teil aufklärend war.
Zum krönenden Abschluss, wurde MIBAPATI – das Spiel des Lebens gespielt.
Dieses besteht darin, dass man an einen unbekannten Ort abgesetzt wird und in irgendwelcher Weise wieder zurück zum Ausgangspunkt kommen muss. Als Hilfsmittel hierfür hatten Julian W. und ich eine Banane und eine 500g Packung ungekochter Nudeln. Unsere zwei Zusatzaufgaben bestanden darin, diese Banane gegen einen beliebigen Gegenstand einzutauschen und unser Abendessen bei irgendwelchen Leuten zu kochen und einzunehmen.
In Baddeckenstedt, ungefähr 15 km von der Burg Lutter entfernt, versuchten wir zuerst unsere Aufgaben bei diversen Privatpersonen, einem türkischen Döner Laden und einem griechischen Restaurant zu lösen. Allerdings wurden wir nicht sehr freundlich empfangen. Erst bei einem italienischen Restaurant konnten wir unsere Nudelpackung gegen kalte, gekochte Nudeln eintauschen. Da wir diese allerdings nicht essen wollten, versuchten wir erfolgreich unsere Banane bei der Gaststätte Woltmann einzulösen. Wir bekamen dafür einen Schweinebraten mit Kartoffeln, Gemüse und einer sehr leckeren Soße. Zum Trinken durften wir uns zwei Sprudelwasser aussuchen. Da wir über diese Nettigkeit sehr erstaunt waren, führten wir ein Interview mit Frau Woltmann:
Wieso haben Sie uns zwei Essen und zwei Getränke spendiert?
Frau Woltmann hat uns geglaubt, dass wir ein FSJ in Buenos Aires machen. Außerdem kommen bei ihr des Öfteren Handwerksburschen vorbei, die natürlich auch ein Essen bekommen. Natürlich hat sie damit auch schon negative Erfahrungen gemacht und wurde ausgenutzt. Trotzdem möchte sie es genauso erfahren, dass ihr geholfen wird, wenn sie in Not ist. Frau Woltmanns Gebot ist, auch einmal an andere zu denken. Auch wenn die Familie nicht sehr reich ist, ein kleines Auto besitzt, die Miete für ihr Wirtshaus bezahlen muss und das Sommerloch bevorsteht, haben sie dennoch das Geld übrig um ein Essen auszugeben. Frau Woltmann hat beispielsweise einmal einen Landstreicher ein Essen und eine Decke gegeben. Unseren Freiwilligendienst findet Frau Woltmann übrigens toll, da man einen starken Kontrast zu Deutschland kennen lernt.
Nach unserer stärkenden Mahlzeit, haben wir uns Richtung Burg Lutter begeben. Leider wollte uns fast zwei Stunden kein Autofahrer mitnehmen: Manche haben einfach weggeschaut, andere herabfällig abgewunken und einige haben uns einfach ausgelacht. Erst als wir zwei Leute, die am Straßenrand parkten, direkt angesprochen haben und sie begeistern konnten, fuhren sie einen Umweg, um uns direkt in Lutter abzusetzen. Auf Ledersitzen im Mercedes gefahren zu werden, ist tausend Mal besser, als 15 km zu laufen. Am Ende sind wir heil angekommen. Julian hatte zwar Blasen vom vielen Laufen, aber sonst war alles okay.